Etwas zur Geschichte im Tal der (vereinigten) Argen



Das Argental südlich des Zusammenflusses kann viel Historisches aufweisen. Die Besiedelung begann sehr früh, bald nach dem Abschmelzen der letzten eiszeitlichen Gletscher vor rund 10000 Jahren. Heute noch findet man Spuren der Kelten und Römer. Reste des Mittelalters sind noch gut erhalten.


Hier eine Skizze der Landschaft zwischen Zusammenfluss und Bodensee mit den historischen Denkmalen





Die Zahlen bedeuten:

1 Schloss Gießen
2 Heiligenhof
3 Die Lehnensburg
4 Ruine Alt-Summerau
4a Davids Käpfle
5 Der Drackenstein
6 Der Arnoldsbühl
7 Ruine Neu-Summerau
8 Keltischer Ringwall
9 Burg Pflegelberg



Diese Serie über Bodendenkmäler, Burgruinen und Schlösser wird nach und nach erweitert:

Quellen:
"Beschreibung des Oberamts Tettnang", Stuttgart 1915
"Aus der Geschichte des Argentals", 1964, von Edwin Wölfle, Wangen (+ 2008)





1. Das Schloss Gießen




Im Anflug auf EDNY kommt man am Schloss Gießen vorbei. Oben sieht man die Argen mit der Gießenbrücke und dem "Zollhaus".






Das Schloss Gießen war früher von einem Wassergraben umgeben. Es wird 1357 zum ersten Mal im Besitz derer von Wolfurt erwähnt. 1405 wurde es an das Heiliggeistspital in Lindau verkauft. Im dreissigjährigen Krieg war das Schloss 13 Jahre lang von den Schweden besetzt. Um 1810 wurde es an Privatleute verkauft, dann an Laimnauer Bürger. Heute ist es in Privatbesitz. Der Eigentümer hat es sorgfältig restauriert und den Turm ausgebaut. Hier der Link zu seiner Homepage:

"Das Schloss Gießen am Bodensee"





Heute ist das Schloss von Obstanlagen umgeben. Früher dürfte ein freies Schussfeld wichtiger gewesen sein.






















Blick von Süden






Der Westgiebel ist auch farblich restauriert.




































Der Turm bestand früher nur noch aus den Mauern und war einsturzgefährdet. Heute ist er ausgebaut und bewohnbar.


















Auch Schlösser haben ein Technikmuseum.









Wehrhafte Mauern umgeben die Anlage; sie besaß einmal sechs Ecktürme.


















Der Torturm mit Rundbogentor






Immer noch ein repräsentativer Eingang






Blick auf die Ostseite






Baumaterial aus der Argen






Zentral gelegen









3. Die Lehnensburg




Die Lehnensburg (480 m) liegt am Rand des südlichen Steilabfalls ins Argental. Sie beherrscht den Eingang des Argentals vom flachen Auslauf der Argen in den Bodensee zum eingeschnittenen Argental flussaufwärts. Der "Lehnensburg" liegt etwa 1 km Luftlinie weiter nord-westlich die "Hochwacht" gegenüber, eine 506 m hohe Erhebung auf der nördlichen Seite. Von beiden Anhöhen aus konnte der Zugang zum Argental kontrolliert werden.






Die Anlage ist keltischen Ursprungs (600-500 v. Chr., 3. Periode der Hallstattzeit). Sie besteht aus einer westlichen Vorburg (75 m lang, links) und einer Hauptburg (95 m lang, rechts). Nach allen Seiten umgaben sie Gräben mit hölzernen Befestigungen. 1913 wurden Grabungen durchgeführt, dabei wurden Keramikscherben, Bronzeringe und Tierknochen gefunden.








4. Die Burgruine Alt-Summerau




Neuzeitliche Belagerung


Die Burg Alt-Summerau wurde im 11. oder 12. Jahrhundert von den Welfen, oder von den ihnen dienstverpflichteten Rittern von Summerau errichtet. Sie blieb bis zum 30jährigen Krieg bewohnt und intakt. Zwischen 1637 und 1647 wurde sie wahrscheinlich von den schwedischen Truppen zerstört. Mitte 19. Jahrhundert wurden die Reste gesichert.





Die Anlage bestand auch aus einer Vor- und Hauptburg, getrennt durch einen Graben (vielleicht also auch keltische Vorbesiedelung). Die Hauptburg ist 28 m lang und 14 m breit. Der Turm ist 9 m hoch, die Mauern der Burg 2,25 m dick.














Gut erhaltener Gewölbekeller.






Blick von der Burgruine flussaufwärts ins Argental. Unten die Ortschaft Unterlangnau. Auf beiden Seiten sieht man die steilen Talhänge.









4a. Das Davidskäpfle




Eine kleine geschichtliche Exkursion im Argental, am 13.Mai, mit der Seniorengruppe von Dornier-Luftfahrt, unter Leitung von Herrn Erich Kramer, Friedrichshafen. Auf der Hängebrücke bei Bad Hütten.






Wanderung zur Ruine Alt-Summerau.






Die Kirche von Hiltensweiler mit romanischem Turm und gotischem, später barockisiertem Kirchenschiff.






Vor Alt-Summerau.






Auf dem Weg zum Davidskäpfle. Dieses Bodendenkmal befindet sich etwa 300 m westlich der Ruine Alt-Summerau, bei der Ortschaft Rattenweiler.






Das Davidskäpfle wird bewacht -






von ihm!






Anstieg - der obere Rand des Hügels war früher schon der äußere Ringwall.






Der Graben ist im Laufe der Zeit durch die Landwirtschaft eingeebnet worden.






Das eigentliche "Davidskäpfle" ist eine kleine Erdwallanlage, hufeisenförmig, zum Argensteilhang hin offen. Näheres ist nicht bekannt.






Die Ortschaft Rattenweiler, direkt unterhalb von Alt-Summerau und Davids Käpfle.









5. Der Drackenstein




Dieser mächtige Felsbrocken (erratischer Block) aus rund 13 cbm Gneis wird "Drackenstein" genannt. Er liegt innerhalb einer sehr alten, umfangreichen, keltischen Wallanlage, die auch nach ihm benannt wurde. Sie befindet sich direkt nördlich oberhalb von Laimnau.






Der Hauptwall der Burg Drackenstein, Blick nach Süd-Ost, im Hintergrund Laimnau.






Die Burganlage ist etwa länglich-rechteckig und zieht sich den Hang nach Süden herunter. Sie bestand aus mehreren befestigten Ebenen.






Der flachere Teil nach Norden war durch zwei Wälle gesichert, nach Süden gab der Steilhang Schutz.










Hier wurde ein Wall für Forstarbeiten durchgeschnitten (darf man das eigentlich? .. Denkmalschutz?!). Die Wälle bestehen aus dem Material, das die Gletscher zurückließen: alpiner, ungeschichteter Schutt aus Granit.






Ein weiterer von etwa 30 Findlingen aus Gneis.









6. Der Arnoldsbühl (Die Arnoldsburg)




Der sogenannte "Arnoldsbühl" liegt im Waldstück "Meerholz", am Sträßchen Hiltensweiler - Bleichnau - Richtung Achberg. Zwischen Bäumen verborgen fällt die markante Erhebung kaum auf. Der Name weist auf den Ritter Arnold hin, der in Hiltensweiler lebte. Mit dieser alten Anlage hat er aber nichts zu tun.






Graben und Wall ziehen sich vom Haupthügel bergab, wahrscheinlich einmal der Hauptzugang zur Burg. Solche Gräben waren einmal sehr tief und nicht einzusehen. Sie dienten zum unbemerkten Zugang, Rückzug und zu Ausfällen.






Die Existenz und die Bedeutung solcher Bodendenkmale ist in der heutigen Bevölkerung weitgehend unbekannt, dementsprechend werden sie als solche gar nicht mehr wahrgenommen und respektiert. Hier sieht man, dass die uralte Anlage von der Landjugend auch als Motocross-Strecke missbraucht wird. Schade, denn dieses Denkmal hat immerhin rund 2500 Jahre gut erhalten überstanden.






Eine Tafel datiert die Burg ins 11. oder 12. Jahrhundert. Oben gibt es aber keinerlei Mauerreste. Eine mittelalterliche Nutzung ist also eher unwahrscheinlich. Die Gliederung der etwa 110 m langen Anlage in mehrere Plattformen, mit Gräben dazwischen, weist eigentlich auf keltischen Ursprung hin.






Eine der Vorburgen. Unten, entlang der Argen, das unbefestigte Sträßchen nach Heggelbach.






Der Steilabfall ins Argental - heute noch unbezwingbar.









7. Die Burgruine Neu-Summerau




Die Burg Neu-Summerau wurde von den Herren von Summerau gegründet, nachdem ihre Burg Alt-Summerau im 30jährigen Krieg von den abziehenden Schweden zerstört worden war. Neu-Summerau stand auf einem Bergsporn zwischen den heutigen Weilern Summerau und Flunau. Südlich darunter fließt die Argen, nördlich erstreckt sich ein Wiesental, das flach bis Oberlangensee ansteigt. Von der "neuen" Burg ist allerdings kaum noch etwas übrig. Das hier ist der größte verbliebene Rest. Die Ruine liegt gut versteckt im Wald.






Zerstört wurde die Anlage im Laufe der Jahrhunderte von der Argen, die sich das Baumaterial wieder zurückholt - es waren auch ihre Steine, die hier verwendet wurden.






Das letzte Mauerstück wird auch irgendwann abstürzen. Das sind die Reste der hinteren Burgseite, die ganzen Vorder- und Seitenmauern sind schon weg.






Mauerreste der Nordfront.










Hier geht´s runter! Die Argen macht eine Kurve und holt sich am Prallhang einen Teil des Hügels und die alte Burg.






Die Burgreste hängen über dem Abgrund, der Fotograf auch.






Ein ganzer Hang fließt nach unten. Hier wurde vor einigen Jahren die Verbindungsstraße nach Flunau durch einen Bergrutsch zerstört und danach aufgegeben.










Blick flussaufwärts. Eine schöne Aussicht hatten die früher von ihrer Burg.






Flunau und Schloss Achberg.






An der Abrisskante krallen sich die Bäume fest. Die Baumformen zeigen, dass der Rutschvorgang schon sehr lange andauert.










Schöne alte Buchen - durch ihren exponierten Standort der Forstwirtschaft entkommen.










Im Hintergrund der einmal mit Mauern befestigte Burghügel, der rechts immer weiter wegbricht. Vorne die Wälle einer Vorburg, früher sicher mit Holzpalisaden und hölzernen Gebäuden versehen. Mauerreste sind hier nicht zu finden.






Burgbewohner??






Die Wehranlage besitzt noch mächtige Gräben und Wälle, die sich nach Norden den Burghügel herunterziehen. Sie sicherten die Burg und den Zugang von Osten.






Hier findet sich der alte Weg zur Burg, der sich flach am Nordhang hinzieht.










Flussaufwärts schließen sich weitere sehr alte Erosionsrinnen an. Die Argen höhlt die Prallhänge nicht nur aus, sondern verschiebt sie auch immer weiter flussabwärts.










Wenn dann der Fluss unten nichts mehr abträgt, kommen die Rutschungen zur Ruhe. An der Oberkante sind sie immer noch "aktiv". Hier entstehen Überhänge - nicht ungefährlich für Wanderer.